John Carpenters „Big Trouble In Little China“: Keine Chance für Martial Arts in Hollywood (2024)

John Carpenters „Big Trouble In Little China“: Keine Chance für Martial Arts in Hollywood (1)Ein Trucker stürzt sich ins unterirdische Chinatown von San Francisco, in ein Labyrinth aus Königssälen und Folterkammern. Er will eine Frau mit grünen Augen, die grünen Augen machen sie begehrlich, aus den Fängen eines Dämons befreien. Tief unter der Erde sehen wir: Schwertkämpfer, die sich im waagerechten Flug duellieren; die chinesische Hölle des brodelnden Öls; sowie den Beutel der sechs Dämonen. Und alle bösen Asiaten sehen aus wie Fu Manchu.

Mehr zum Thema „Highlander“–Rockmusik im Schottenrock

„Big Trouble In Little China“! Der Kung-Fu-Film mit dem tollen B-Movie-Titel war faszinierend, farbenreich, lustig, vor allem sehr camp – und er war der Sargnagel für John Carpenter in Hollywood.

John Carpenters „Big Trouble In Little China“: Keine Chance für Martial Arts in Hollywood (2)

Fernöstliche Kämpfe, in denen die Schwerkraft keine Rolle spielt? Amerika war in den Achtzigern nicht bereit für Martial Arts mit Fantasy. Das Kino von Rübermachern wie Jackie Chan wurde damals als Exotik zwar bewundert, importiert, aber nicht selbst hergestellt.

Mehr zum Thema Quentin Tarantino :: The Hateful Eight

So wie viele Fantasy-Filme seiner Zeit, „Indiana Jones und der Tempel des Todes“ 1984, im selben Jahr „Labyrinth“ oder wenig später Eddie Murphys „Auf der Suche nach dem Goldenen Kind“, spielt sich die Handlung überwiegend in Dunkelheit ab, es wird in fremdartige, unterirdische Reiche eingedrungen. Das Werk ging natürlich an der Kasse unter, Regisseur John Carpenter würde über Jahre nicht mehr mit einem großen Studio zusammenarbeiten.

Viel Bohei um Nichts

Der Film war ja bewusst als Groteske inszeniert, übersetzt verkünden die um den amerikanischen Filmtitel drapierten chinesischen Schriftzeichen: „Evil Spirits Make A Big Scene In Little Spiritual State“ – was sehr frei übersetzt so viel heißt wie großes Bohei um Nichts.

Aber „Big Trouble“ hat keinen Rost angesetzt. Es startete einen Siegeszug im Home-Video-Bereich, wo man sich einzelne Szenen mehrmals ansehen kann, als Partyspaß oder Einschlafhilfe. Allein die Kostüme sind’s wert – der Affe mit seinen Glühlampenaugen. Heute kennen den 1986 angelaufenen Streifen auch Leute, die 1986 erst geboren worden, das ist nicht grade übel für einen Flop.

Mehr zum Thema Jim Hensons „Labyrinth" – David Bowie und seine Monster-Show

„Big Trouble in China“ hat derart viele Fans gefunden, dass jetzt ein Remake in Planung ist. Mit Dwayne Johnson in der Rolle des LKW-Fahrers Jack Burton, die im Original Kurt Russell innehatte.

Die Besetzung Johnsons lässt befürchten, dass Hollywood den Spirit der Geschichte anders verstanden hat als die meisten Anhänger. Der als „The Rock“ bekannte Schauspieler ist der Prototyp einer Kampfmaschine. Kurt Russell verkörperte seinen Trucker eher wie eine Cowboy-Karikatur, die völlig überfordert ist.

Papiertüren einrennen

Nach Ende des 100 Minuten langen Films dämmert es einem langsam: Burton war zwar die Hauptfigur, aber in den Katakomben Chinatowns nicht mehr als ein Sidekick – sein chinesischer, Kampfsport erprobter Freund Wang Chi (Dennis Dun) hat die Geister fast im Alleingang besiegt.Der rabiate Westler bahnte sich seinen Weg zwar mit dem Maschinengewehr; Papiertüren aber rennt er, wie Homer Simpson, ein, statt sie zu öffnen. Einmal schlägt Burton sich sogar selbst K.O., bevor der Fight beginnt.

John Carpenters „Big Trouble In Little China“: Keine Chance für Martial Arts in Hollywood (3)

Spätestens seit Quentin Tarantinos „Kill Bill“ von 2003 sind fliegende Kämpfer und asiatische Mythologien in Hollywood etabliert, ebenso wird mit Genre-Mixen experimentiert, wenn auch, siehe „Cowboys & Aliens“ oder „Bone Tomahawk“ (mit Kurt Russell), mit zweifelhaftem Erfolg. Auch „Big Trouble In Little China“ war ursprünglich als Western konzipiert, sollte im Amerika des späten 19. Jahrhunderts spielen, was den Kampf der Kulturen zwischen Siedlern und Einwanderern noch drastischer dargestellt hätte. Das wäre vielleicht ein hochaktueller Film geworden. Aus Budgetgründen musste man leider ins San Francisco der Jetztzeit zurückkehren.

Jack Burtons verschwitztes Hemd

Für Kurt Russell bedeutete „Big Trouble einen Karriereknick, auch wenn er mit Jack Burton die dritte aufregende Figur aus einem Carpenter-Film schuf. Die erste war Snake Plissken, die „Klapperschlange“, dann kam Hubschrauberpilot McReady aus „The Thing“.

Mehr zum Thema 17 knallharte Fakten zu John Carpenters „Escape From New York“ – „Die Klapperschlange“

Tarantino jedenfalls hat sich an den alten Burton erinnert, als er Russell im Jahr 2007 für sein „Death Proof“ engagierte. Der Regisseur sagte, er wolle Russell, dessen Karriere in den 1990ern schlecht lief, wieder in einer harten Rolle sehen und besetzte ihn als Stuntman Mike. Burton hat seine Spuren in „Death Proof“ hinterlassen. An der Wand eines Diners hängt ein „Big Trouble in Little China“-Requisit: das verschwitzte Trägerhemd des Truckers.

20th Century Fox

20th Century Fox

Weitere Highlights

  • Lieblingsalben der 80er: Paul Simon – „Graceland“
  • Viva la revolución? „Tim und die Picaros“ –Hergés Vermächtnis
  • „The Blair Witch Project“: „Found Footage“-Horror lässt erstmals die Kassen klingeln
  • „Der Soldat James Ryan“: Wie Krieg
  • Rocky IV und Rambo II: Lang lebe Amerika!
John Carpenters „Big Trouble In Little China“: Keine Chance für Martial Arts in Hollywood (2024)
Top Articles
Latest Posts
Recommended Articles
Article information

Author: Allyn Kozey

Last Updated:

Views: 6471

Rating: 4.2 / 5 (63 voted)

Reviews: 94% of readers found this page helpful

Author information

Name: Allyn Kozey

Birthday: 1993-12-21

Address: Suite 454 40343 Larson Union, Port Melia, TX 16164

Phone: +2456904400762

Job: Investor Administrator

Hobby: Sketching, Puzzles, Pet, Mountaineering, Skydiving, Dowsing, Sports

Introduction: My name is Allyn Kozey, I am a outstanding, colorful, adventurous, encouraging, zealous, tender, helpful person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.